Verordnungswissen für Ärzte und Lymphologen

Liebe Ärztin, lieber Arzt,

wir möchten Sie bei Ihrer täglichen Arbeit unterstützen und bieten daher auf dieser Seite Verordnungswissen für Ärzte und Lymphologen an. Allgemeine Verordnungshinweise, sowie auch lymphologische Verordnungshinweise. Gerne können Sie sich auf bei Fragen und Anregungen an uns wenden.

Verordnungswissen für Ärzte und Lymphologen

Lip- und Lymphödeme stellen besondere Anforderungen an die Kompressionsversorgung. Sie setzen ein extrem hohes Maß an Individualität voraus.

Deshalb sind auch flachgestrickte und nicht rundgestrickte Kompressionstrümpfe in der Ödemtherapie das Mittel der Wahl, da nur diese den geforderten hohen Arbeitsdruck (Wandstabilität) haben.

Flachgestrickte Kompressionsstrümpfe müssen immer an die jeweilige Anatomie des Patienten angepasst sein, um eine optimale Wirksamkeit zu entfalten und den Therapieerfolg bestmöglichst zu sichern. Deshalb sind diese immer maßgefertigt. Eine besondere Bedeutung haben Zusätze. Sie gewähren z.B. eine optimale anatomische Passform, erleichtern das Anziehen oder reduzieren den Druck im Spannbereich. Für Ihren Patienten bedeuten Zusätze einen besseren Tragekomfort und höhere Compliance. Den Überblick über die vielen verschiedenen Zusätze zu behalten, ist nicht immer einfach. Auch die Verordnung selbst ist eine Herausforderung: wie sollen alle relevanten Zusätze auf das Rezept passen?

 Allgemeine Verordnungshinweise für Ärzte

Kompressionsstrümpfe sind Hilfsmittel (§ 33 SGB V) und können zu Lasten der GKV verordnet werden.

  • Die Verordnung von Hilfsmitteln ist frei von Budgets und Richtgrößen, wenn Sie
    • Hilfsmittel nicht mit Arznei- oder Heilmitteln auf einem Rezept verordnen
    • auf dem Rezept das Feld Nr. 7 markieren
  • Die Wahl der Kompressionsklasse liegt im ärztlichen Ermessen. Dies gilt auch für die Kompressionsklasse 1*, wenn damit das medizinische Ziel, also eine Besserung des klinischen Befundes erreicht werden kann.
  • i.d.R. gewährt die GKV alle sechs Monate eine neue Versorgung
  • Bei der Erstversorgung ist aufgrund besonderer Beanspruchung bzw. aus hygienischen Gründen eine Doppelausstattung sinnvoll.
  • Bei vorzeitigem nutzungsbedingtem Verschleiß, wie auch bei krankheitsbedingtem Verschleiß und bei krankheitsbedingter Formänderung des Beins, ist eine erneute Verordnung eines MKS erforderlich. **
  • Halten Sie die entsprechende Begründung (z.B. „wesentliche Gewichtsreduktion“) schriftlich auf dem Rezept fest.
    * vgl. „Hilfsmittelverzeichnis“, PG 17 nach § 128 SGB** vgl. Leitlinie: Medizinischer Kompressionsstrumpf (MKS) – Version 15.10.2006siehe auch Hilfsmittelverzeichnishttp://www.gkv-spitzenverband.de/Aktuelles_Hilfsmittelverzeichnis.gkvnetund Hilfsmittelrichtlinienhttp://www.g-ba.de/informationen/richtlinien/13/Verordnungsbeispiele für Lymphdrainage mit Kompressionsbandagierung finden Sie unter dem Punkt Downloads.

    Lymphologische Verordnungshinweise

    Kombinationsmöglichkeiten der Varianten

    Nicht immer besteht eine lymphologische Kompressionsversorgung aus einem Paar Strümpfen oder einer Strumpfhose. Es wird zwischen mehrteiliger Bestrumpfung und Doppelbestrumpfung unterschieden.

    Mehrteilige Bestrumpfung

    Eine mehrteilige Bestrumpfung muss immer individuell beurteilt werden. Bei den häufig extremen anatomischen Ausmaßen des Krankheitsbildes sind die therapeutische Wirksamkeit und die Passform durch eine Aufteilung in mehrere Segmente überhaupt erst möglich. Gegebenfalls müssen Sie als Arzt die Notwendigkeit gegenüber der Krankenkasse begründen.

    Die Notwendigkeit liegt in erster Linie an den anatomischen Vorgaben:

    • Bildung tiefer Hautfalten oder Gewebslappen
    • Starke Ausprägung der natürlichen Haut- und Gelenkfalten, z.B. in der Kniekehle
    • Überhänge von Gewebslappen  im Gelenkbereich
    • Konische und trichterförmige Extremitäten
    • Hohe Umfangsdifferenzen
    • Elephantiastische Zustände

    Doppelbestrumpfung

    Doppelbestrumpfungen werden eingesetzt, um den Kompressionsdruck zu erhöhen. Ödeme weisen in einem erhöhten Stadium oft eine hohe Krafteinwirkung auf. Häufig reichen dann Kompressionsdruck und Stabilität der einfachen Versorgung nicht aus. Um den Druck und die „Wandstabilität“ lokal zu erhöhen, können zwei Strümpfe übereinander getragen werden.

    Beachten Sie bei der Kombination von Kompressionsstrümpfen, dass sich hier nicht die Kompressionsklassen addieren, sondern die Druckwerte, die sich dahinter befinden.

    Beispiel:

    CCL 1 = 18 – 21 mmHg (RAL-GZ-387)

    werden zwei Strümpfe der CCL 1 übereinander getragen,

    erhält man im Durchschnitt 2 x 20 mmHg = 40 mmHg = CCL 3

    Mehrteilige Bestrumpfungen erleichtern die praktische Handhabung im Alltag Ihres Patienten, z.B. das An- und Ausziehen.

    Besonders Patienten mit eingeschränkter Mobilität oder Körperkraft erhalten durch ein selbstständiges Handling eine erhöhte Lebensqualität – die Compliance ist gesichert!